Ehrenamtliche waren für französischen Präsidenten zuständig
Neben den Alltagsdiensten erlebten zwei Ehrenamtliche des DRK-Kreisverbands Freudenstadt, darunter Josef Appenzeller aus Rexingen, einen außergewöhnlichen Dienst: 2009 stellten sie im Rahmen des NATO-Gipfel die Besatzung für den persönlichen Notarztwagen des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy.

Damit der NATO-Gipfel 2009 rund um Baden-Baden, Kehl und weiteren Bereichen stattfinden konnte, brachten sich zahlreiche Helfer ein. Vom DRK-Kreisverband Freudenstadt nahmen vier Ehrenamtliche sogar Urlaub und trugen sich für den besonderen Dienst ein. Josef Appenzeller wird diesen Dienst nie vergessen, denn der Rexinger erlebte so manche Überraschung.
An einem Freitagmorgen im April reiste er zusammen mit Martin Becker aus dem Landkreis Freudenstadt nach Gaggenau an. Das THW hatte die Helfer und deren Abläufe eingeteilt. Zahlreiche Politiker, darunter auch Barack Obama, Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi und weitere reisten aus der ganzen Welt an. Um diese bestens zu versorgen, wurden alle möglichen Versorgungszentralen, Rettungstransportwägen, Krankentransportwägen, Feuerwehr, THW und vieles mehr bereitgestellt.
Bei so einem Großaufgebot an Retter staunten Josef Appenzeller und Martin Becker nicht schlecht, als sie erfuhren, dass sie mit ihrem Rettungstransportwagen (RTW) einen Spezialauftrag bekommen. "Wir haben das Schreiben erhalten und waren der persönliche Notarztwagen des französischen Präsidenten", erklärt Josef Appenzeller heute noch stolz.
Der Leibarzt des französischen Präsidenten gab vor Ort noch vor, welche Geräte er für den Ernstfall benötigt. Die beiden Helfer mussten daher noch in die Rettungswache nach Baden-Baden, um ihre Ausrüstung zu erweitern.
Mit Fotos zeigt der Ehrenamtliche des DRK-OV Ihlingen/Rexingen, welcher Aufwand für so ein Treffen betrieben wurde. Der RTW aus dem Landkreis Freudenstadt wurde von Sprengstoffhunden durchsucht, ob dieser auch sicher ist. Die Helfer wurden überprüft, ob ein offenes Verfahren läuft - und erst nach der kompletten Überprüfung durften die beiden mit ihrem RTW in den Hochsicherheitsbereich fahren.
Umgeben vom SEK, GSG9, Landespolizei, THW und weiteren Helfern war dieser abgesperrte Bereich stark überwacht. Selbst Gebüsche wurden vom Zoll auf potenzielle Angriffe abgesucht.
Ständig den Funk überwachend, der nur für diesen NATO-Gipfel erstellt wurde, saßen die Beiden einsatzbereit im Fahrzeug. Ein langer Tag stand bevor, eine Ablöse war nicht in Sicht, da keiner den Sicherheits-Check inne hatte und somit gar nicht in den Hochsicherheitsbereich kam.
Gigantisch war die Ausrüstung und das Vorgehen der Spezial-Einsätzkräfte, vor denen alle höchsten Respekt hatten. Vor allem die Amerikaner waren sehr umfangreich ausgerüstet. Josef Appenzeller wird nie vergessen, wie Michelle Obama in ihrem Fahrzeug am Freudenstädter RTW vorbeifuhr.
Nicolas Sarkozy bekamen die beiden nicht zu sehen, obwohl sie im persönlichen Notarztwagen so manche Hürde meisterten. So mussten sie schauen, dass sie lauter Geländewagen der Sicherheitskräfte mit ihrem Rettungsfahrzeug im Konvoi blieben.
Am zweiten Tag, am Samstag, ging es nach einem frühen Start in Gaggenau los. Später waren die Ehrenamtlichen in Kehl und Rheinau. In Kehl hatten Demonstranten damals Tankstellen angezündet, von deren Rauchsäulen Josef Appenzeller Fotos hat. Über die Medien haben die Helfer damals erst im Nachhinein erfahren, was alles während des NATO-Gipfels passiert war. "Damals war das alles noch nicht so medial", erklärt Josef Appenzeller, dass es 2009 auch keine Smartphones gab, mit denen man sich über unterschiedliche Medien hätte informieren können.
Die Retter aus ganz Deutschland tauschten sich aus. Die Ehrenamtlichen durften auch den Großraum-RTW, der einem Bus mit zahlreichen Rettungsplätzen glich, besichtigen. Wäre Nicolas Sarkozy mit seinen Fahrzeugen nach Straßburg gefahren, hätten Josef Appenzeller und Martin Becker der Gruppe folgen müssen.
Am Abend wurde der NATO-Gipfel jedoch abgebrochen und die Ehrenamtlichen konnten ihren zweitägigen Dienst beenden. Wenn auch der Aufwand für die Helfer groß war, vergessen sie nie dieses einmalige Erlebnis. "So etwas hast du nicht so oft", beschreibt Josef Appenzeller, der seit 1988 Mitglied im DRK ist und seit vielen Jahren in Rexingen als Helfer vor Ort Einsätze fährt. Den Dienst im persönlichen Notarztwagen des damaligen französischen Präsidenten nennt er einen absoluten Höhepunkt.