Notfallsanitäter reist nach Pakistan
Freudenstadt. Drei Jahre lang bildete der DRK-Kreisverband Freudenstadt Simeon Fink zum Notfallsanitäter aus, der nun in Pakistan Menschen hilft.

Ausruhen kam nicht in Frage, denn Simeon Fink hatte sich für einen freiwilligen, zweimonatigen Auslandseinsatz in einem Missionskrankenhaus tief im Pakistanischen Hinterland, nahe der Afghanischen Grenze entschieden.
Seine ersten Erfahrungen schreibt er nieder:
"Ich werde dort den Medical Superintendent, einen Deutschen Missions-Arzt und sein Ärzte-Team, für zwei Monate bei der Arbeit unterstützen.
Zum Glück sind die Temperaturen kurz vor meiner Ankunft von dort sommertypischen 50 Grad auf angenehme 30 Grad gesunken. Doch mir reichen schon die 30 Grad, um ordentlich ins Schwitzen zu kommen, denn verschiedene Notfälle im OP, und mehrere Neugeborene und Säuglinge mit Anpassungsschwierigkeiten, auch meine erste eigenverantwortliche Neugeborenen-Reanimation und mein erster selbst durchgeführter Kaiserschnitt, fordern mein ganzes Wissen und Können.
Im OP und bei den Visiten auf den Stationen stelle ich fest, dass man mit dem umfänglichen Wissen und Können der Notfallsanitäter-Ausbildung hier viel bewirken kann. Und weil die Lehrer uns stets mit den lateinischen Fachbegriffen der Medizin konfrontiert haben und uns auch medizinisches Englisch vermittelt wurde, kann ich hier alle ärztlichen Diskussionen verstehen und auch mitreden, auch wenn wir hier sonst alle verschiedene Sprachen sprechen.
Mir fällt schnell auf, dass der medizinische Standard hier dem deutschen viele Jahre hinterherhinkt. Die Behandlungsmöglichkeiten und vor allem die medizinische Ausstattung sind stark begrenzt.
In vier Unterrichtseinheiten darf ich den Ärzten und dem Pflegepersonal mein erlerntes Wissen über A,B,C-Diagnostik, Priorisierung und Reanimation weitergeben.
Wo bisher 15:5 reanimiert wurde, profitieren Patienten jetzt unter anderem von einem 30:2 Reanimations-Rhythmus und durchgehenden Thoraxkompressionen nach Intubation. Doch da hier beispielsweise kein Defibrillator zur Verfügung steht, muss man, wie eben immer, improvisieren und das Beste aus den verfügbaren Mitteln machen.
Für das erste pakistanische Fallbeispiel, Simulationstraining, richte ich einen Raum als Übungs-Krankenzimmer ein. Gemeinsam simulieren wir einige Reanimationssituationen und reflektieren sie im Anschluss.
Auch der Sinn des Themenbereiches "Motivation" und "Lernen lernen" am Anfang der Notfallsanitäter-Ausbildung, mit dem sich damals keiner von uns leicht getan hat, gewinnt hier für mich ganz neu an Bedeutung.
Neues zu lernen und behalten zu können, ist eine Disziplin, die hier in Pakistan kaum einer beherrscht, die aber bei uns Selbstverständlich und die Grundlage einer guten Ausbildung ist. Jedes Mal, wenn Ärzte mich für mein umfangreiches Wissen und die Fähigkeit einer sehr guten Patientenbeobachtung und Einschätzung loben, denke ich an die Jahre der Ausbildung und des Lernens auf der DRK-Landesschule in Pfalzgrafenweiler, an die Klinikpraktika und auf den Rettungswachen im DRK-Kreisverband Freudenstadt zurück, und bin dankbar für die Mühe, die von so vielen Seiten in diese Ausbildung investiert wurde."