Die "gute Seele des Hauses" geht in Ruhestand
Freudenstadt. Mit vielen emotionalen Reden und Gedichten verabschiedete der DRK Kreisverband Freudenstadt am Freitag Dorothea Marquardt nach 40 Jahren in den Ruhestand. Zahlreiche Festgäste kamen in die Kreisgeschäftsstelle, um „ihrer Dorle“ auf Wiedersehen zu sagen.
Von Alexandra Feinler
"Wer hat bloß den Ruhestand erfunden, der dachte nicht an die schmerzenden Wunden, die Du in unseren Herzen hinterlässt, wenn Du, Dorle, ab heute Rentner bist", führte Dr. Kurt Deckelnick, Präsident des DRK Kreisverbands Freudenstadt den Verabschiedungsreigen an.
Auszüge aus den zahlreichen Aufgaben, die Dorothea Marquardt in 40 Jahren für den DRK Kreisverband übernommen hat, zählte der Präsident auf. Die Liste wäre jedoch unendlich lange gewesen, stellte er fest. Deshalb nannte er nur einige Aufgaben, die es heute so zum Teil nicht mehr gebe. Beispielsweise habe der DRK Kreisverband Freudenstadt bei der Vermisstensuche nach Kriegen geholfen, ehemalige DDR-Bürger unterstützt und viele weitere aufwendige Aufgaben erledigt, die mit der heutigen Technik hinfällig seien.
"Ich erinnere mich noch an die erste Begegnung mit Ihnen", dachte Dr. Kurt Deckelnick an das Jahr 2013 zurück, als er von einer "freundlichen Dorothea Marquardt" in einer schwierigen Zeit empfangen wurde. "Damals haben Sie mir schon von Ihrem Ruhestand erzählt", schmunzelte, dass die Rheinländerin so schnell nichts umwerfen konnte. 13 Geschäftsführer habe Dorothea Marquardt in der Zeit beim DRK Kreisverband erlebt.
Besonders lachen mussten die Gäste, als sie zu diesen einige Geschichten hörten. Dorothea Marquardt hatte zum Abschied mit ihrem Mann zusammen einen Film gestaltet. Dieser zeigte nicht nur Fotos aus vergangenen Zeiten, sondern präsentierte auch lustige, aber auch nachdenkliche Geschichten zum Kreisverband.
Dieser hätte nun die "gute Seele des Hauses" verloren, meinte Dr. Kurt Deckelnick. Dem stimmte auch Kreisgeschäftsführer Johannes Stocker zu, der Dorothea Marquardt seinen höchsten Respekt aussprach. Für jeden Buchstaben des Wortes "Respekt" hatte er ein Dorle-Synonym.
"Ich wünsche Ihnen alles Gute. Wir freuen uns auf weitere Begegnungen mit Ihnen", überreichte er im Namen des DRK Kreisverbandes zusammen mit dem Präsidenten Geschenke und der neuen Ehrenordnung für hauptamtliche Mitarbeiter die "Ruhestandsurkunde" und die DRK-Ehrenmünze.
Emotional wurde die Feier auch, als Betriebsratsvorsitzender Dominik Pfau stellvertretend für den Betriebsrat und der Belegschaft dem "Dorle" dankte. Sie habe mit ihrer Freundlichkeit und Kompetenz vielen Mitarbeitern geholfen. Als er 2001 angefangen hatte und sich etwas Bammel am ersten Tag breit machte, hätte "Dorle" ihm durch ihre ruhige Art signalisiert, dass alles gut werde. "So hast du vielen Kollegen weitergeholfen", überreichte auch er Geschenke.
Der Dienstälteste Mitarbeiter der Kreisgeschäftsstelle, Dieter Dettinger, konnte es kaum in Worte fassen. "Egal was wir hatten, wir durften zu dir kommen", erklärte der Büronachbar und stellvertretende Kreisgeschäftsführer. Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit, doch er sprach den Anwesenden aus dem Herzen: "Du bist immer willkommen - Getreu des Mottos "Niemals geht man so ganz."
Kreissozialleiterin und eine der Dienstältesten ehrenamtlichen Mitarbeiter des KV, Marion Schmid, erinnerte nicht nur an die hauptamtliche Zeit von Dorothea Marquardt. Zusammen mit ihrem Mann Rolf sei sie auch im DRK OV Freudenstadt tätig gewesen. Da die Kreissozialleiterin zusammen mit Dorothea Marquardt einige Höhen und Tiefen in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hatte, konnte sie von so einigen Begebenheiten berichten. "Du warst immer an meiner Seite, wie ein Engel", überreichte sie einen Treib-Holz-Engel, den sie von einer Künstlerin aus selbst gesammeltem Pazifiktreibholz hatte kreieren lassen.
Am Schluss der Feierlichkeit ergriff die baldige Ruheständlerin Dorothea Marquardt das Wort und bedankte sich auf Ihre eigene, herzliche Art bei allen Wegbegleitern mit ihrem Film. Jeder Gast erhielt eine Geschenktüte, in der sich selbstgemachte "Auf-Wiedersehens-Geschenke" fanden. Das größte Geschenk für die Anwesenden war jedoch die Zusage: "Wenn was ist, könnt ihr mich erreichen. Ich komme gerne wieder vorbei."